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Ein Tag auf dem Fashion Festival strike a pose

Was hat Mode und Kunst miteinander zu tun? Alles! Genau das zeigte die erste Auflage des Festivals strike a Pose, welches vom 23. – 25. Juli in Düsseldorf stattfand.

Wir nehmen euch heute mit auf einen Rundgang durch die kreativen Quartiere Düsseldorfs, ihre zahlreichen Galerien und zeigen euch die Highlights des ersten Festivals an der Schnittstelle zwischen Kunst, Mode und Style.

moderne kunst trifft patchwork decken

Die Pforten des K21 öffnen sich und eröffnen den Blick auf ein ungewöhnliches Bild: Ein Museumsfoyer voll mit Kleidung. Wunderbar drapierte Stoffe umschlingen moderne Kunstwerke, Catwalk Models räkeln sich auf knallbunten Patchwork Decken und an Kleiderstangen hängt ein hauchdünnes Designer:innenteil neben dem anderen. Darüber thront die begehbare Installation in orbit von Tomás Saraceno, welche aktuell (endlich) wieder besichtigt werden kann.

Und genau das ist strike a pose: Ein Festival, welches nicht besser auf die Modestadt Düsseldorf passen könnte. Die Modestadt, die mindestens genauso bekannt für seine Mode, wie für seine international anerkannte Kunstszene und seine exzellenten Kunsthochschulen ist.

Auf der Piazza des K21 sind ausgewählte Präsentationen renommierter wie Nachwuchskünstler:innen zu sehen. Sie alle erwachen am ersten Ausstellungstag langsam zum Leben durch Performances, eingebaute Videoscreens und Modenschauen, die einfach quer durch das erstaunte Festivalpublikum bewegen. Da sind zum Beispiel die zeitlos, rough und gleichzeitig zart anmutenden Entwürfe der Düsseldorfer Designerin Marion Strehlow, die seit 2000 fest in die nationale wie internationale Modeszene gehört. Streng schauen ihre Models ins Publikums, vielmehr jedoch ins Leere und scheinen über den Menschen zu stehen, die innehalten, um still zu beobachten.

intimität aufzeichnen

Auf der anderen Seite des Raumes bietet sich dem Auge ein eigentümliches Spektakel: An ein Metallbett sind unzählige Kameras und Mikrophone montiert. Darunter liegen Tonbandaufnahmen und halb abgerollte Filme. Das Bett, eigentlich ein Ort der Ruhe, des Privaten und Intimen, gleicht einem Überwachungsstaat. Auf den Laken ist ein iPad drapiert; es zeigt ein sinnlich anmutendes Video des Lingerie-Labels opaak. Hier offenbart sich die Verschmelzung der künstlerischen Installation der Künstlerin Julia Scher mit zarter Wäsche und Sinnlichkeit und eröffnet gleichzeitig den kritischen Blick auf unsere heutige Gesellschaft zwischen Selbstinszenierung und Ausbeutung.

faszinierende symbiosen

Doch strike a pose findet nicht nur im K21 statt – im gesamten Düsseldorfer Stadtraum stellen Galerien mit Modemacher:innen einzigartige Symbiosen zwischen Kunst und Fashion aus. Wir schlendern die Birkenstraße entlang und werfen einen Blick in die basedonart gallery, in der die avantgardistischen Entwürfe der Designerin Miaki Komuro, in denen japanische und westliche Einflüsse miteinander verschmelzen mit den künstlerischen Arbeiten von Hanae Utamura in Verbindung gesetzt werden: Kreis um Kreis ziehen ihre Protagonist:innen in den Sand, meistens sie selbst, an verlassenen Orten der Welt. Kreise bilden auch die Entwürfe Komuros und bauen ein starkes Band zu den gegenüberliegenden Fotografien auf.

eier und shibori

Ein Stück weiter, in der Galerie von Petra Rinck, kann man die Entwürfe von Hiroyuki Murase bestaunen, der unter seinem Label Suzusan seit 2008 hochwertige Stoffe mit der traditionellen, fast vergessenen Shibori Technik veredelt und zu Unikaten macht. Die neuen Entwürfe – entstanden für das Festival strike a pose – gehen eine Liaison ein mit Ralf Brögs Ausstellung „Kurven Eier Blasen“, in welcher er Skulpturen, Zeichnungen, Bildern (Bildräume), die sich auf verschiedenen Ebenen wechselseitig beeinflussen, vereint.

skulpturen drucken

Auf der Ackerstraße, bei Van Horn, sind die polarisierenden Entwürfe von Designer Mario Keine zu sehen. In diesem Jahr gründete er unter dem Namen Marke ein Label, welches die Grenzgebiete der Produktion von Textil, Schmuck, Accessoires und Interior austariert sowie Gendergrenzen auflöst. strike a pose setzt den Startschuss des Labels und zeigt Gliederketten frisch aus dem 3D-Drucker, die auf den ersten Blick wie Knochen-, auf den zweiten, näheren Blick wie Phallussymbole anmuten. Auf die ungewöhnlichen Schmuckstücke zielt eine Skulptur von Manuel Graf, ebenfalls für das Festival konzipiert, und baut eine Spannung im Raum aus, die kaum auszuhalten ist: Die Überkonzentration von Männlichkeit stellt patriarchalische Strukturen in Frage und eröffnet einen zeitgemäß kritischen Blick auf Gendergrenzen.

strike a pose zeigt, was die Modestadt Düsseldorf draufhat: Genreübergreifende Kooperationen zwischen Mode und Kunst offenbaren das Potenzial der ansässigen Kreativszene und die Strahlkraft nach außen. Warum nicht mal auch abseits des Festivals ein bisschen durch die Viertel flanieren und sich in den zahlreichen Galerien inspirieren lassen? Oder einmal weniger großen Ketten dafür aber kleinen Boutiquen und Nachwuchsdesignerlabels einen Besuch abstatten? Falls ihr Lust bekommen habt auf einen kreativen Stadtbummel schaut euch doch mal hier um: Viele der Projekte sind auch nach strike a pose noch zu bestaunen.

Text & Fotos: Laura Vennes