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Aufbruch, moderne Gebäude, Zukunft? Architektur, die in den 1950er und 1970er Jahren im Ruhrgebiet als Sensation und Innovation galt, rief in den darauffolgenden Dekaden eher die Frage hervor: „Was ist das denn für ein klotziges Gebäude?“ Groß, kantig, unübersehbar. Nicht immer geliebt. Aber auch nicht mehr wegzudenken.

2018, im Europäischen Kulturerbejahr, stellte das Projekt „Big Beautiful Buildings“ all die Kirchen, Wohnsiedlungen, Kulturstädten und Stadtgebäude in den Fokus, die mit ihrer massiven Bauweise mitten in der Ruhrgebietslandschaft prangen – und machte die Architektur der Boomjahre damit als gemeinsames Erbe aus einer neuen Perspektive erlebbar. Und wie das so ist mit groß(artig)en Gebäuden: Sie haben Bestand. Sie sind immer noch da. Ich war dort und zeige dir meine schönsten Big Beautiful Buildings – und was du dort machen kannst. Think big!

Zwischen 1962 und 1964 liefen Planung und Bau des Bochumer Planetariums. Die Ideen kamen von Architekt Karl-Heinz Schwarze.

Unter der Aluminiumkuppel mit 20 Metern Durchmesser können Besucher fast jeden Tag zu den Sternen blicken. Neben wissenschaftlichen Dokus zeigt das Planetarium auch immer wieder Musik-Shows von Klassik bis Pink Floyd zu sternenübersäten Himmeln.

Das Zeiss Planetarium liegt auf einem Wiesenhügel südlich des Bochumer Stadtparks. Nachdem rund um den Park bereits viele, öffentliche Kulturbauten errichtet worden waren, kam 1960 die Idee, auch ein Planetarium zu erbauen.

2020 wurden im Innenraum elf neue ZEISS-LED-Beamer installiert. Doch Fußböden, viele Möbel und die Holzvertäfelungen sind immer noch im Originalzustand von 1964 erhalten. Moderne Technik – nostalgischer Charme!

Zwischen 1954 und 1959 entstand das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen. Verantwortlicher Architekt war Werner Ruhnau, der ein Haupthaus mit rund 1.000 Plätzen sowie ein Bühnenhaus mit Haupt- und Hinterbühne und zwei Seitenbühnen plante.

Von Beginn an war das Gebäude nicht bloß funktional gedacht. Bildende Künstler lieferten ihren Teil, wie zum Beispiel Yves Klein mit seinem ultramarinblauen Schwammrelief oder Robert Adams mit dem markanten weißen Betonrelief auf dem Vorplatz.

Das Theater zeigt unter anderem Musicals, Opern, Konzertshows, Puppentheater, Tanz und Comedy. Aufführungen finden im Großen Haus sowie im Kleinen Haus und Foyer statt.

Geplant und gebaut zwischen 1955 und 1958 liegt das Heinz Hilpert Theater von Gerhard Graubner – der zur Stuttgarter Schule zählt – nah an der Innenstadt von Lünen.

Das Theater hat 765 Plätze. Die Einweihungsrede hielt der Schauspieler und Regisseur Heinz Hilpert, der mehrfach in Lünen aufgetreten ist und nach dem das Theater schließlich auch benannt wurde.

Heute finden Konzerte, Theaterstücke, Tanz und Comedy im Heinz Hilpert Theater statt. Von der Simon & Garfunkel Revival Band über Schwanensee bis zu Olaf Schubert bieten die Bühnen Unterhaltung für ganz unterschiedliches Publikum.

Der Sakralbau der Heilig Kreuz Kirche in Bottrop wurde zwischen 1955 und 1957 errichtet. Verantwortlich war Rudolf Schwarz, der sich als Kirchenbautheoretiker verstand und versuchte, sich in seinen Ideen auf die Vergangenheit zu beziehen aber zugleich moderne Materialien zu verwenden.

Die Idee: Vom Altar aus öffnet sich der Bau zur Gemeinde, zum Vorplatz und schließlich zur Welt. Die Glaswand mit den Eingängen zur Kirche ist 300 Quadratmeter groß und zeigt eine riesige Spirale, die als Symbol für die Ewigkeit steht.

Die Heilig Kreuz Kirche ist heute keine Kirche im eigentlichen Sinne mehr, da sie 2007 entweiht wurde. Aktuell sorgt der Förderverein Kulturkirche Heilig Kreuz e.V. für eine Erhaltung und Nutzung des Gebäudes.

Der Siedlungskomplex „rote“ Finnstadt in Dorsten wurde zwischen 1969 und 1975 geplant und gebaut. Damals galt er als Paradebeispiel für modernen Wohnungsbau und lädt noch heute zu einem ungezwungenen Spaziergang zwischen den orangefarbenen Fassaden ein.

Ursprünglich war die von den finnischen Architekten Toivo Korhonen und Lauri Sorainen entworfene Siedlung in Montagebauweise geplant. Die fünfgeschossigen, kreuzförmigen Terrassenhäuser sollten in einer netzartigen Struktur beliebig aneinandergefügt werden können. Gebaut wurde dann aber doch in konventioneller Weise.

Die Wohnungen in den Komplexen sind zwischen 60 und 125 Quadratmeter groß. In ihrer Bauweise mit den großen, privaten Terrassen sind sie als Alternative zum typischen Einfamilienhaus gedacht. Die Begehung der Siedlung ist jederzeit kostenlos möglich, doch beim Fotografieren sollte die Privatsphäre der dort wohnenden Menschen geachtet werden.

Fotos & Text: Sarah Bauer (frei getextet)