Ressourcenverschwendung war gestern – Nachhaltigkeit zählt mehr denn je. Das Kölner Start-up VYTAL trifft mit ihrem innovativen System den Puls der Zeit. Sie setzen auf Mehrwegbehälter, um Einweg- und Plastikverpackungen in der Gastronomie zu vermeiden. Prädikat future-proof findet unser Autor Markus Sekulla.
Deutschland im Jahr 2021 – wir schreiben das zweite Jahr der Covid19-Pandemie. Gastronomiebetriebe haben geschlossen. Lieferdienste und To Go Verpackungen sind allgegenwärtig. Zugleich wächst der Berg an Plastikmüll, der nicht nur in Deutschland, sondern auch unter niedrigen Umweltstandards in anderen Teilen der Welt verbrannt und recycelt wird. Die Umwelt und damit auch wieder der Mensch sind die Leidtragenden. Emissionen steigen und der Grad der Meeresverschmutzung steigt. Ein Kreis, den es zu durchbrechen gilt und da sind wir alle gefragt.
Das Kölner Start-up VYTAL hat dieser Ressourcenverschwendung den Kampf angesagt. Die Gründer Dr. Fabian Barthel, Dr. Tim Breker und Sven Witthöft sind dabei ein digitales Mehrwegsystem zu etablieren, das jedem Menschen, Gastronomen, Supermarkt und Lieferdienst eine nachhaltige und preisgünstige Alternative zu Einweg und Plastikmüll bietet. Schöne und stabile Verpackungen zu designen ist das eine, nachhaltig zu agieren das andere, bei VYTAL treffen beide Richtungen zusammen.
Was als coole Idee von 3 ehemaligen Boston Consulting Group Unternehmensberatern gestartet ist, konnte spätestens durch die Präsentation in der VOX Sendung „Die Höhle der Löwen“ bundesweit für Aufsehen sorgen. In der Sendung fanden die drei Gründer mit ihrer Idee viel Anklang und konnten am Ende auch einen Investor für sich gewinnen. Der Auftritt war auch für mich der Grund die App runterzuladen und in jedem Restaurant mit zu viel Einwegverpackungen mal vorsichtig nachzufragen, ob man dort schon Wind von der Idee bekommen hat. Und… Es tut sich was.
Die drei ehemaligen Kollegen haben darüber hinaus eine klassiche Erfolgsstory beim Finden der Idee für ihr Startup im Gepäck. Wann immer die 3 ihre Mittagessen in ihrem Büroalltag bestellt haben, ist ihnen aufgefallen, wie viel Müll sie produzieren. Vieles davon wird auch nicht hinreichend recycled. So war die Idee einer Mehrweglösung geboren. Als Berater arbeiten sie nun nicht mehr, sondern widmen sich ihrer Idee aus dem Büro nahe des Kölner Hauptbahnhofs. Naja, zurzeit bestimmt primär von zuhause aus.
VYTAL möchte To-Go-Food revolutionieren
Doch wie funktioniert das alles jetzt konkret? Die Idee hinter dem Start-up ist so simpel wie genial. Mit nur wenigen Schritten geht es zu mehr Nachhaltigkeit und zu einer #bowlwithbenefits:
In dem System stellte sich in der Anfangsphase natürlich das klassische Henne-Ei Problem. Wenn es nicht genug Restaurants gibt, die VYTAL Boxen anbieten, dann ist es für den Kunden unattraktiv. Und wenn Kunden die App nicht nutzen, dann kollabiert das Modell.
Ich habe im Spätsommer 2020 mit dem Nutzen der Boxen angefangen und damals waren es in Düsseldorf 21 teilnehmende Restaurants, drei davon in meiner Hood in Düsseldorf Flingern und glücklicherweise bei Restaurants, die ich schon immer gerne besucht habe. Daher bin ich auch stolz auf meine bislang eingesparten Verpackungen, die mir immer direkt oben in der App angezeigt werden (28 woop woop). Dass ich dabei auch noch die eh durch Corona angeschlagene Gastro-Szene in meinem Viertel unterstützt habe ist ein weiterer positiver Effekt.
Fast Forward in den März 2021 sind es bereits 41 Restaurants in der Stadt und einige im engeren Umkreis. Das System scheint sich zu etablieren und das macht den Service für mich als Nutzer natürlich noch besser. Klingt nach einer Win-Win-Win Situation.
Lasst uns noch über die Gründer reden. Bei solchen Startups frage ich mich immer, warum sie nicht in Berlin angesiedelt sind. Köln und damit NRW bietet den Gründern eine Menge von Vorteilen, die jede:r Rheinländer:in schon lange kennt: Man kommt schnell mit Menschen in Kontakt. Das ist sowohl fürs Recruiting als auch für das Gewinnen von Geschäftspartner:innen und Kund:innen im Falle von VYTAL geschäftsrelevant.
Ich liebe solche Konzepte, die zu Ende gedacht sind, daher kann euch nur empfehlen mitzumachen, bei dieser Start-up-Idee aus NRW, die die Welt zu einem besseren Ort machen möchte.
Text: Markus Sekulla | Fotos: Markus Sekulla